Beteiligung
Befragung von Menschen mit Behinderung im Rahmen einer Forschungswerkstatt der Hochschule Landshut
Ergebnisse der Forschungswerkstatt
Um Auskunft über Probleme, Ideen und Vorstellungen der Menschen mit Behinderungen in der Region Landshut zu erhalten, führten Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Landshut im Rahmen einer Forschungswerkstatt eine Befragung von Menschen mit Behinderungen durch. Das Ziel der Befragung war herauszufinden, wie sich Menschen mit Behinderung Inklusion in Stadt und Landkreis Landshut vorstellen, um diese Ergebnisse möglichst in den Aktionsplan einfließen zu lassen.
Die Forschungs- und Entwicklungswerkstatt fand als Lehrforschungsprojekt im Sommersemester 2022 unter der Anleitung von Prof. Dr. Laub statt. An ihr nahmen insgesamt 18 Studierenden aus dem 6. Semester der Studiengänge Bachelor Soziale Arbeit und Bachelor Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe teil.
Die Studierenden wurden in vier Forschungsteams aufgeteilt, die ihre jeweiligen Forschungsschwerpunkte an unterschiedlichen lebensweltlichen Erfahrungen ausrichteten – nicht etwa, um Menschen nach „Behinderungsarten“ zu kategorisieren, sondern um unterschiedliche Bedürfnis- und Interessenslagen erkennbar zu machen. Die Gruppe „Mobilität“ beschäftigte sich primär mit den Anliegen der Menschen mit körperlichen bzw. mobilitätsbezogenen Beeinträchtigungen, die Gruppe „Lernen“ mit denen der Menschen mit Lernbeeinträchtigungen, die Gruppe „Psychische Gesundheit“ mit den Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen sowie die Gruppe „Sinne“ mit den Bedürfnissen der Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen.
Auf Grundlage eines qualitativ-rekonstruktiven Designs und einer Datenerhebung durch Gruppendiskussionen und Einzelinterviews sollte den Fragen nachgegangen werden,
a. welche Bedarfe die Menschen mit Behinderungen für den Sozialraum sehen,
b. wie das bestehende Unterstützungsangebote eingeschätzt wird und
c. welche Wünsche und Erwartungen es an den geplanten Planungs- und Entwicklungsprozess zur Ausgestaltung eines inklusiv(er)en Gemeinwesen gibt.
Die Ergebnisse sollten ermöglichen, konkrete Empfehlungen für die kommunale Aktionsplanung in Landshut bzw. den verantwortlichen Akteuren auszusprechen.
Die durchgeführte Forschung lässt zusammenfassend folgende Schlussfolgerungen zu:
- Inklusion und Aktionsplanung dürfen nach dem Verständnis der Menschen mit Behinderungen in Landshut nicht isoliert in wenigen, der Inklusion und Barrierefreiheit zugeneigten Handlungssystemen stattfinden, sondern müssen im Sinne des Disability-Mainstreamings alle öffentlichen Ressorts und die allgemeine Bürgerschaft in der Stadt und im Landkreis Landshut einschließen.
- Ein erfolgreicher Aktionsplan zeichnet sich nicht nur durch eine Ansammlung von Einzelmaßnahmen aus, sondern durch eine übergreifende, mit allen kommunalen Planungsszenarien vernetzte Umsetzungsstrategie, die ein systematisches und nachhaltig angelegtes Monitoring und dauerhaftes „Barriere-Assessment“ vorsieht.
- Der Aktionsplan Inklusion hat sich eng an der UN-Behindertenrechtskonvention zu orientieren und soll nicht nur umweltbedingte, sondern auch einstellungsbedingte Barrieren im Sinne von Stigmatisierungen und Diskriminierungserfahrungen unterschiedlichen Lebens- und Altersphasen ausreichend mitberücksichtigen.
- Inklusion und Barrierefreiheit sollen sich nicht nur auf Fragen der Zugänglichkeit im öffentlichen Raum beziehen, sondern auf die aktive Teilnahme in allen Sphären des bürgerschaftlichen Lebens. Da betrifft besonders auch digitale Räume und öffentliche Verwaltung bzw. Teilhabe/Teilnahme zur Durchsetzung von bürgerschaftlichen Rechtsansprüchen.
- Teilhabe am Arbeitsleben nimmt nach Einschätzung der befragten Personen einen wesentlichen Stellenwert ein: der Zugang zu sinnstiftender und zugleich existenz-sichernder Arbeit muss verbessert werden.
- Partizipation und Teilhabe ist nach Einschätzung der Menschen mit Behinderungen entscheidend abhängig von einem barrierefreien Öffentlichen Nahverkehr. Innovativere Verkehrskonzepte haben Mobilität und Teilhabe/Teilnahme sicherzustellen.
- Inklusion und Barrierefreiheit drückt sich sehr wesentlich durch die Möglichkeiten zu einem selbstbestimmten Leben aus. Hierfür bedarf es mehr individuellere Planung und Unterstützung, den Abbau bürokratischer Hürden und mehr Bereitschaft, Hilfe und Unterstützung zu gewähren bzw. zu (re-) finanzieren.
Nachfolgend befindet sich der komplette Abschlussbericht der Forschungswerkstatt:
Abschlussbericht - Ergebnisse der Forschungswerkstatt
Allen an der Erhebung Beteiligten gilt unser Dank. Besonders bedanken möchten wir uns allerdings bei
- Prof. Dr. Matthias Laub für die Bereitschaft durch die Leitung der Forschungswerkstatt die kommunale Aktionsplanung zu unterstützen
- Jana Reindl, die im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die Forschungsergebnisse zusammengefasst hat
- bei allen Studierenden, die die Befragungen durchgeführt haben
- bei den Menschen, die sich bereit erklärt haben, an der Befragung teilzunehmen und uns wichtige Hinweise für die Aktionsplanung zu geben
Auftaktveranstaltung
Am 21. Mai 2022 fand die Auftaktveranstaltung zur Kommunalen Aktionsplanung statt, zu der alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen waren. Etwa 70 Personen nahmen die Einladung an und sammelten erste Ideen, Anregungen und Bedarfe, die in die Aktionsplanung einfließen sollen. Die Dokumentation der Auftaktveranstaltung kann von allen Interessierten eingesehen werden.
Auch Personen, die nicht auf der Auftaktveranstaltung waren, können sich noch jederzeit an der Aktionsplanung beteiligen.
Berichterstattung zur Auftaktveranstaltung
Niederbayern TV Aktionsplan Inklusion in Landshut vom 23.05.22: https://landshut.niederbayerntv.de/mediathek/video/aktionsplan-inklusion-in-landshut-vom-23-05-22/
Fleischis kleiner Wanderzirkus Aktionsplan Inklusion: https://landshut.niederbayerntv.de/mediathek/video/fleischis-kleiner-wanderzirkus-aktionsplan-inklusion/
Arbeitsgruppen
Um die Ideen, Anregungen und Bedarfe, die an der Auftaktveranstaltung gesammelt wurden, noch näher zu diskutieren, Ziele zu definieren und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, fanden von Oktober 2022 bis Juni 2023 Arbeitsgruppen zu den einzelnen Handlungsfeldern statt.
Arbeitsgruppen
- AG 1 Frühe Förderung, Bildung, lebenslanges Lernen
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AG 2 Gesundheit
- AG 3 Arbeit und Beschäftigung
- AG 4 Mobilität, Bauen und Wohnen
- AG 5 Erholung, Kultur, Sport, Freizeit und Tourismus
- AG 6 Recht, Freiheit und Schutz
- AG 7 Selbstbestimmte Lebensführung und persönliche Assistenz
- AG 8 Alter und Behinderung
2. Teilhabe-Konferenz
Am 16. Juni 2023 fand die 2. Teilhabe-Konferenz im Ergoldinger Bürgersaal statt.
Berichterstattung zur 2. Teilhabe-Konferenz
Niederbayern TV: Zweite Teilhabe-Konferenz Region Landshut Inklusion: Zweite Teilhabekonferenz Region Landshut | Niederbayern TV Landshut